Müll sparen,  zu Hause

Kunst-Stoff

In meinem Artikel Warum Plastik sparen habe ich dir Mikroplastik als einen der Hauptgründe dafür genannt, dass wir unseren Plastikgebrauch deutlich verringern sollten. Mikroplastik findet sich in Deutschland mittlerweile in vielen Oberflächengewässern, die die kleinen Partikel bis ins Meer transportieren. Das Mikroplastik kommt zu einem großen Teil durch unsere Abwässer in die Umwelt. Kläranlagen können es nicht ausreichend herausfiltern und so wird es mit dem vermeintlich aufbereiteten Wasser in die Gewässer eingeleitet. Problematisch ist das vor allem deshalb, weil sich an dem Mikroplastik Schadstoffe anlagern. Die sammeln sich mit der Zeit auch in lebenden Organismen und gelangen damit in die Nahrungskette.

Im letzten Artikel – Alles sauber um die Spüle – geht es um den Einfluss von Spüllappen und Schwämmen aus Plastik, die durch Materialabrieb Mikroplastik in das Abwasser abgeben. Aber eine noch viel größere Quelle stellt Kleidung aus Kunststoff dar – vor allem wenn sie in der Waschmaschine gewaschen wird.

Mikroplastik aus der Waschmaschine

Es sind vor allem Fasern aus Polyester, Acryl und Nylon, die beim Waschen abgerieben oder abgebrochen werden und so in das Abwasser gelangen. Auf diese Weise werden zum Beispiel aus einer Fleece-Jacke pro Waschgang ca. eine Million Mikroplastik-Teilchen freigesetzt!

Deshalb macht es Sinn, schon beim Kauf darauf zu achten, dass die Kleidung möglichst aus natürlichen Materialien besteht und wenn überhaupt nur einen geringen Anteil an Kunstfasern besitzt! Ich habe mir angewöhnt, beim Kauf eines Kleidungsstückes immer auch auf das Etikett zu gucken. Der Grund war eigentlich eher die Plastikproblematik insgesamt. Ich wollte möglichst wenig Müll produzieren. Dass Kunststoffkleidung auch noch so viel Mikroplastik freisetzt, war mir bis vor kurzem gar nicht klar. Das ist also umso mehr ein Grund, schon beim Kauf auf natürliche Materialen zu achten! Es gibt mittlerweile tolle Labels, die Kleidung aus biologisch angebauter Baumwolle oder anderen natürlichen Materialien unter fairen Arbeitsbedingungen herstellen lassen.

Ich gebe nun etwas mehr Geld für hochwertigere Kleidungsstücke aus. Dafür besitze ich insgesamt einfach weniger Teile. Da mein Freund und ich uns einen nicht sehr großen Kleiderschrank teilen, hilft das auch gegen Überfüllung 😉 

Etwas schwierig finde ich es manchmal noch bei Outdoor- und Sportkleidung. Nicht nur Fleecejacken, auch Regen- und Laufbekleidung oder andere Funktionskleidung geben beim Waschen Unmengen an Mikroplastikteilchen in das Abwasser ab. Einige Hersteller aus diesem Bereich schauen sich mittlerweile nach Materialien um, die deutlich weniger Mikroplastik abgeben. So gibt es zum Beispiel das vom BMBF geförderte Projekt „Textile Mission“. Hier haben sich Hersteller und Wissenschaftler zusammengetan, um an diesem Ziel zu arbeiten. 

„Böser“ Pulli – „guter“ Pulli? Links die H&M-Fleecejacke, rechts die Waffle-Sweatjacke von recolution aus 100 % Baumwolle.

Allerdings gibt es ja auch eine Menge natürlicher Materialien, wie Seide oder Merinowolle, die feuchtigkeitsregulierende, wärmende oder kühlende Eigenschaften haben. Und häufig tut es auch einfach die gute alte Baumwolle 😉 Etwas mehr suchen müssen manchmal die Veganer – Wolle und Seide kommen da ja leider nicht unbedingt in Frage. Hanf und Leinen oder „natürliche Kunstfasern“ wie Tencel (Lyocell) und Modal sind aber in vielen Fällen eine gute Alternative.

Leider ist es für den Abrieb von Mikroplastik nicht relevant, ob das Kleidungsstück aus recyceltem  oder neu hergestelltem Kunststoff ist. Aber manchmal muss es vielleicht doch ein Teil aus Kunstfasern sein, z.B. bei Schwimm- oder Regenkleidung. Dann findest du mittlerweile immer mehr Hersteller, die recyceltes Polyester oder Nylon für ihre Funktionskleidung verwenden. Zum Beispiel aus PET-Flaschen oder alten Fischernetzen! Dafür wird dann zumindest kein neuer Kunststoff hergestellt.

Was kannst du tun?

Wenn du bereits Kleidung mit einem hohen Anteil aus Kunststoff besitzt, kannst du ein paar Dinge beachten, um möglichst wenig Mikroplastik in das Abwasser abzugeben. Du kannst zum Beispiel versuchen, die Kleidungsstücke wirklich nur so oft zu waschen, wie es nötig ist. Manchmal reicht es ja auch schon, sie gut zu lüften. Das gilt natürlich eher für Oberbekleidung – für Unterwäsche empfehle ich das nicht 😉

Wenn du die Kunststoffkleidung wäschst, dann verwende am besten eine möglichst geringe Temperatur und eine kleine Schleuderdrehzahl. Außerdem kannst du den Abrieb der Fasern kleiner halten, indem du die Waschmaschine möglichst voll machst (ist ja auch energetisch sinnvoll) und einen kurzen Waschgang wählst. So wird die Wäsche weniger hin und her bewegt und das Material wird weniger strapaziert.

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen kannst du Kunststoffkleidung in einem Schutzbeutel, dem Guppyfriend, waschen. Der Beutel schützt die Kleidung vor Abrieb. Die Fasern, die dennoch freigesetzt werden, werden in dem Beutel zurückgehalten und gelangen nicht in das Abwasser. Nach dem Waschen kann man die Fasern aus dem Beutel holen und entsorgen. Da kann man dann auch gleich sehen, was so abgekommen ist. Ich habe den Guppyfriend bisher nicht ausprobiert. Ich finde das Konzept zwar an sich logisch. Trotzdem sträubt sich noch etwas in mir, einen großen Beutel aus Plastik gegen die Freisetzung von Plastik zu kaufen… Hast du Erfahrungen damit? Falls ja, schreib gerne einen Kommentar darüber!

Forschungsprojekte wie „Textile Mission“, das ich oben schon erwähnt habe, und das von der EU geförderte Projekt „Mermaids“ haben zum Ziel, den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu verringern. In beiden Projekten wird unter anderem an der Entwicklung von speziellen Filtern in Waschmaschinen gearbeitet. Klar, das sollte bei uns schnell Standard werden. Aber am Ende ist das, genau wie der Waschbeutel, eine Symptombekämpfung – die Ursache sind immer noch die Materialien der Kleidungsstücke selber.

… ein paar Gedanken mehr

Langlebige Kleidung aus natürlichen und hochwertigen Materialien ist in der Regel um einiges teurer, als Kleidung aus Kunststofffasern. Ich finde, daraus ergibt sich ein sehr schöner Anlass, sich ein paar weitere Gedanken zu machen: Brauche ich dieses Kleidungsstück tatsächlich? Was steckt hinter diesen Preisunterschieden? Ist das hochwertige Kleidungsstück vielleicht sogar seinen Preis wert?

Als ich diesen Artikel geschrieben habe, bin ich innerlich vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. Kleidung ist in so vieler Hinsicht ein Thema, über das man sich ein paar Gedanken machen kann. Beim Kauf auf die Materialien zu achten ist ja nur ein kleiner Teil davon. Da geht es noch um viel mehr: den Umgang mit Ressourcen, Produktionsbedingungen und Löhne, Gesundheit in Fabriken und für die Käufer. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, schau dir doch mal den Film „The True Cost“ an.

Gut finde ich in diesem Zusammenhang auch die Kampagne #whomademyclothes? von der Fashion Revolution. Sie macht darauf aufmerksam, dass für jedes billig produzierte Kleidungsstück an anderer Stelle jemand oder etwas draufzahlt – der Mensch an der Nähmaschine etwa, oder eben die Umwelt…

Auch hier gibt es wieder keinerlei bezahlte Werbung, alles nur eigene Überzeugung 😉

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