Fair sein,  Nachhaltig leben

Fashion – fair und freundlich

Ich gebe es gleich zu, ich bin eigentlich gar kein Modeexperte. Klaro möchte ich gut aussehen und lasse mich auf der Straße, am Strand und von meinen Freunden inspirieren. Mode ist ja auch Ausdruck, Zeitgeist und zum Glück Freiheit. Ich habe meinen Stil also nun irgendwo zwischen sportlich und entspannt gefunden und das passt für mich.

Aber Kleidung und Mode haben auch einen riesigen Einfluss auf die Umwelt und das Leben der Menschen, die hinter all dem sehen. Das läuft nicht immer so schön ab. Deshalb gibt es hier einen kleinen Überblick darüber, was da überhaupt los ist und wie du deinen Kleiderschrank ein wenig freundlicher machen kannst.

Das unfaire Modebusiness

Die Textilindustrie ist nach dem Ernährungsgewerbe die zweitgrößte Branche in Deutschland im Bereich Konsumgüter. Vor allem die ganz großen Unternehmen machen riesige Umsätze damit. Im Jahr 2014 waren es insgesamt 17 Millarden Euro. Leider haben diejenigen, die diese Kleidung herstellen, nicht viel davon – im Gegenteil.

Vor allem in den Hauptproduktionsländern China und Bangladesh stehen ganze Städte auf den Beinen der Textilfabriken – in Dhaka, Bangladesh sind es zum Beispiel rund 5000 Stück. Und in diesen arbeiten Millionen von Menschen unter unglaublich unwürdigen Bedingungen zu Hungerlöhnen. Und nicht nur das – die Arbeitsbedingungen sind häufig sogar lebensgefährlich, wie die vielen Toten der letzten Jahre aufgrund von Einstürzen und Bränden zeigen. Mehr Info und Eindrücke dazu zeigt zum Beispiel der Film The True Cost.

Maßnahmen und Richtlinienkataloge zur Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen gibt es zwar (z.B. das Textilbündnis), diese sind aber für die verantwortlichen Konzerne allenfalls freiwillige Selbstverpflichtungen. Bindende gesetzliche Regelungen dazu existieren bisher offenbar nicht!

Mode macht Müll

Der Verkauf von Kleidung hat sich weltweit seit dem Jahr 2000 weltweit verdoppelt. Laut Greenpeace wurden 2014 über 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Gleichzeitig tragen wir unsere Kleider nur noch halb so lange, wie noch vor 15 Jahren. Da kommt jedes Jahr sehr viel Textilmüll zusammen.

Kleidung ist einfach so unglaublich billig zu bekommen, Modetrends wechseln ständig und die Qualität leidet unter der Billigproduktion. In der Folge werden in Deutschland mittlerweile etwa eine Million Tonnen jährlich aussortiert. Dabei ist nicht einmal das Recycling über die Altkleidercontainer von Unternehmen oder Hilfsorganisationen eine gute Lösung. Denn die Organisationen wissen größtenteils auch nicht mehr, wohin mit dem ganzen Zeug.

Auch für die Umwelt ist die Textilproduktion eine riesige Belastung. Ein immenser Wasserverbrauch, Verschmutzung von Gewässern an den Produktionsstandorten und nicht zu letzt hohe CO2-Emissionen bei Herstellung und Transport.

Aaaaaber: das muss ja alles gar nicht so sein! Es gibt zum Glück natürlich ein paar ganz einfache Möglichkeiten, wie du deinen Kleiderschrank fair und freundlich machen kannst:

  1. Weniger kaufen
  2. Second Hand
  3. Tauschen und leihen
  4. Faire Modemarken

1. Weniger kaufen

Wenn du den Inhalt deines Kleiderschrankes ein bisschen aufeinander abstimmst (Farben, Schnitte), dann merkst du, dass du gar nicht so unglaublich viele Teile benötigst. Du kombinierst das, was du hast, einfach immer neu. Die meisten Leute ziehen ohnehin immer nur ihre paar Lieblingsteile an. Und viele andere Stücke liegen ungenutzt im Schrank rum und nehmen Platz weg.

Im minimalistischen Kleiderschrank hat jedes Teil viel Platz.

Eine tolle Möglichkeit, auch mit weniger Kleidung super auszusehen ist die Capsule Wardrobe. Wie die genau funktioniert und wie du sie dir einrichtest, ist hier richtig gut beschrieben. Das Ziel ist dabei, sich eine Garderobe aus zeitlosen und hochwertigen Kleidungsstücken zusammenzustellen. Von diesen lassen sich idealerweise möglichst viele miteinander kombinieren, so dass du mit vergleichsweise wenig Teilen viele verschieden Outfits zusammenstellen kannst. So kannst du sicher sein, dass du die einzelnen Stücke auch lange tragen kannst. Bei mir klappt das zwar nicht perfekt aber ich versuche dieses Prinzip immer im Kopf zu behalten, wenn ich etwas neues kaufe.

Für mich waren längere Reisen und Auslandsaufenthalte auch immer eine gute Gelegenheit, festzustellen, mit wie wenigen Kleidungsstücken ich eigentlich auskomme. Da packt man ja dann auch nur die Lieblingssachen ein, die man ohnehin zu 80% trägt.

2. Second Hand

Kleidung Second Hand zu kaufen war für mich lange Zeit nicht wirklich ein Thema. Ich fand das komisch – in den Läden roch es muffig (fand ich), auf den Flohmärkten wurde gewühlt und überhaupt war das einfach nicht meins. Auch dachte ich, dass man modemäßig irgendwie alternativ, experimentell oder ausgeflippt drauf sein müsste, um Second Hand überhaupt etwas zu finden. 

Mittlerweile bin ich ein riesengroßer Fan! Es gibt mehr und mehr tolle Second Hand-Läden, die nichts von dem verstaubten Image haben, das ich so im Kopf hatte. Ich finde dort immer wieder tolle Teile, die zu mir passen und top in Schuss sind. Außerdem spart man hier mal wieder eine Menge Geld! 

Und noch etwas ist mir aufgefallen: Second Hand-Käufe machen doppelt glücklich. Oder überhaupt erst richtig. Weil man dabei, wenn man es in Maßen betreibt, ein absolut gutes Gefühl haben kann. Man hat keine zusätzlichen Ressourcen verwendet, niemanden ausgebeutet und die Umwelt vor mehr Müll bewahrt. Am allerbesten ist es natürlich, wenn die Second Hand gekaufte Kleidung auch noch aus einer fairen Produktion stammt…

Auch online gibt es ja mittlerweile viele Möglichkeiten, Kleider Second Hand zu bekommen. Kleiderkreisel zum Beispiel (und das Pendant für Kinderkleidung, Mamikreisel).

3. Tauschen und leihen

Wenn du Kleider nicht mehr trägst, frag doch mal in deinem Freundeskreis rum, ob jemand sie gebrauchen kann. Und der hat dann vielleicht auch etwas, was er nicht mehr trägt und das vielleicht du gebrauchen kannst – schon habt ihr einen prima Tausch!

Vor ein paar Wochen habe ich das erste Mal mit einer Freundin Kleider getauscht. Ein Sporttop gegen einen Rock. Das war mehr oder weniger Zufall aber wir haben uns vorgenommen, das jetzt öfter zu machen.

Es gibt auch richtige Kleidertauschparties. Da gibt es dann zum Shoppen noch ein Glas Prosecco. Ob und wo Kleidertauschparties in deiner Nähe stattfinden, guckst du am besten per Suchmaschine nach. Oder du organisierst mit deinen Freunden selbst eine!

Eine andere Möglichkeit ist natürlich auch einfach leihen. Vor allem, wenn du etwas nur für einen Anlass brauchst. Ein Kleid für eine Hochzeit oder einen Blazer für ein Bewerbungsgespräch zum Beispiel.

4. Faire Modemarken

Faire Mode bedeutet, dass die Kleidung sowohl unter sozial fairen Bedingungen als auch aus ökologisch angebauten und verarbeiteten oder recycelten Materialien hergestellt wird. Mittlerweile gibt es da eine wachsende Bandbreite an tollen, frischen und innovativen Marken. Und zwar für jeden Stil: von schick bis sportlich – sogar im Outdoorbereich tut sich da einiges.

Shops, die auf faire Mode spezialisiert sind, gibt es auch immer mehr. Schau dich doch mal in deiner Stadt danach um!

Meine fairen Lieblingsmarken sind u.a. Recolution, Bleed, Armedangels, Ethletics (Schuhe) und Comazo Earth (Wäsche). Es gibt aber noch viele viele andere – die meisten findest du bei Avocadostore, das ist ein Marktplatz für faire Mode und viele andere nachhaltig produzierte Produkte. Und wenn du denkst, faire Mode sei besonders teuer, kannst du dich bei Grundstoff vom Gegenteil überzeugen!

Ein kleiner Hinweis: Bio-Baumwolle, wie sie ja auch in manchen Linien der Fast Fashion Labels verwendet wird, hat erstmal nichts mit sozial fairen Handels- und Produktionsbedingungen zu tun!

Es gibt einige Nachhaltigkeitssiegel – ähnlich, wie bei Lebensmitteln – die dir zeigen, ob dein Kleidungsstück fair produziert und sein Material ökologisch angebaut wurde. Ein paar der wichtigsten habe ich dir in der folgenden Abbildung zusammengestellt. Was diese Siegel genau beuteten, kannst du unter anderem auf der Seite fair-fashion.net nachlesen.

Das alles gilt übrigens genauso für Kinderkleidung! Mit dem Unterschied, dass die ja nun wirklich deutlich kürzer getragenen wird, weil die Kleinen einfach rauswachsen. Aber die Schritte zu einem faireren Kleiderschrank kannst du für sie genauso anwenden!

Was sind deine Erfahrungen mit fairer Mode – ist sie für dich überhaupt ein Thema? Versuchst du schon, deinen Kleiderkonsum zu reduzieren? Kaufst du Kleidung Second Hand? Wo fällt es dir leicht, wo schwer, auf unfaire Mode zu verzichten? Schreibe mir dazu gerne einen Kommentar oder eine Nachricht 🙂


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