Mit Kindern,  Müll sparen

Zero Waste Baby10 Tipps für die müllfreie Nachwuchspflege

Die meisten Babys in unserer Gesellschaft beginnen ihr junges Leben damit, die Umwelt, in die sie hineingeboren werden, erstmal zu vermüllen. Windeln, Feuchttücher, allerlei Verpackungen – da kommt sehr viel zusammen. Ist das nicht schade? Und dabei werden sie ja nicht mal gefragt.

Aber das Gute ist mal wieder: wir als Eltern können unseren Babys helfen, das anders zu machen. Wir können unserem Baby ersparen, von Anfang an so viel Müll zu verursachen. Wir müssen nur den „Standard“ ein bisschen kritisch unter die Lupe nehmen. Es gibt nämlich für Vieles tolle Alternativen!

Hier stelle ich dir meine 10 liebsten Tipps vor, mit denen dein Baby von Anfang an „Zero Waste“ unterwegs sein kann und damit direkt schon mal selber (mit deiner Unterstützung) einen Beitrag zu einer guten Zukunft leistet.

1. Stoffwindeln und/oder Windelfrei 

Auf Wegwerfwindeln zu verzichten ist wirklich der größte Nachhaltigkeits-Wurf, den man mit Baby machen kann! Windeln sind in der Babyzeit der größte Verursacher von Restmüll in Familien. Jedes Jahr kommen da pro Kind über 2.000 Windeln zusammen! Bis die Windeln mit all ihren Substanzen sich dann auf der Mülldeponie abgebaut haben, dauert es mehrere hundert Jahre. Imposant ist dazu die Arte-Doku „Wickeln, Windeln, wegwerfen„!

Dabei sind Stoffwindeln mittlerweile so eine wunderbare Alternative zu Wegwerfwindeln! Leider haben die meisten noch das „alte“ Bild komplizierten Origami-Wickelns im Kopf. Dabei hat sich da in den letzten Jahren sooo viel getan! Die Windeln lassen sich mittlerweile anlegen wie Wegwerfwindeln und auch der Umgang mit den „Inhalten“ ist einigermaßen easy. Klar, man muss sich darum kümmern. Und die Windeln waschen (ca. alle 3 Tage). Aber hey – man spart so UNGLAUBLICH viel Müll! Und mit diesem Gedanken im Kopf machen die Stoffys wirklich Spaß! Die Stoffys sind außerdem völlig frei von Chemie und schonen Babys Haut – besser gehts doch nicht. Wie das mit den Stoffys bei uns funktioniert (und an welchen Stellen wir auch mal darauf verzichten) kannst du im Artikel „Weniger ist mehr am Wickeltisch“ nachlesen. Einen guten Überblick über die Anwendung von Stoffwindeln und welche Systeme es gibt findest du zum Beispiel bei Stoffywelt oder Die-besten-Stoffwindeln.

Falls du noch einen Schritt weiter gehen möchtest, ist das Prinzip „windelfrei“ vielleicht auch etwas für dich. Hier lernst du zu erkennen, wann dein Baby mal muss. Babys geben da nämlich Signale – man muss sie nur erkennen und verstehen. Wenn es dann muss, hältst du es einfach über einen Eimer oder ein Waschbecken. Ich selber habe mich an das Thema bei unserem Sohn leider nicht rangetraut. Was ich im Nachhinein schade finde. Vor allem, seit ich bei Freunden direkt mitbekomme, wie gut es tatsächlich funktionieren kann! Weitere Infos zu dem Thema findest du zum Beispiel beim Artgerecht-Projekt.

2. Wiederverwendbare Wickelunterlage für unterwegs

Eine super einfache Alternative zu Einwegprodukten ist eine wiederverwendbare Wickelunterlage. Die gibt es in verschiedenen Ausführungen, häufig mit einem waschbaren Tuch, falls mal etwas daneben geht. Damit werden die Einweg-Wickelunterlagen, die es in der Drogerie gibt, nun wirklich überflüssig.

Schöne handgenähte Wickelunterlagen gibt es zum Beispiel bei Etsy – oder du nähst gleich selber eine!

3. Baumwollwaschlappen statt Feuchttücher

Zum Saubermachen des Babypos kannst du ganz einfach dünne, wiederverwendbare Baumwollwaschlappen verwenden. Einfach eine kleine Schüssel mit Wasser neben den Wickeltisch stellen und die Waschlappen anfeuchten. Das funktioniert sogar besser, als Feuchttücher, kommt ohne Zusatzstoffe daher und spart suuuuper viel Müll! Wie das bei uns aussieht, habe ich im Artikel „Weniger ist mehr am Wickeltisch“ schon mal beschrieben.

Für Unterwegs kannst einfach ein paar der angefeuchteten Lappen in eine Nasstasche (siehe nächster Punkt) oder eine kleine, verschließbare Plastiktüte stecken – schon hast du prima Feuchttücher für unterwegs. Wichtig ist nur, die Tücher nicht zu lange in der Tüte zu lassen (höchstens ca. 2 Tage), sonst werden sie stockig.

4. Nasstaschen

Eine tolle Möglichkeit um haufenweise Plastiktüten zu sparen sind Nasstaschen. Das sind wasserdichte Stofftaschen mit einem Reißverschluss. Es gibt die Taschen in vielen verschiedenen Größen und Mustern. Hauptsächlich werden sie für die Aufbewahrung gebrauchter Stoffwindeln zu Hause oder unterwegs benutzt.

Aber sie eignen sich auch ganz hervorragend für unterwegs zum Transport von vollgekleckerter oder nassgewordener Wäsche, nassen Schwimmsachen oder nassen Waschlappen als Feuchttuchersatz (siehe oben). Du bekommst die Nasstaschen überall, wo es auch Stoffwindeln gibt. Zwei Online-Shops habe ich dir in dem Stoffi-Kapitel verlinkt.

5. Olivenöl statt Babycremes

In der Drogerie gibt es ja immer Unmengen!! von Babycremes, Pudern, Ölen, Salben, Tüchern und so weiter und sofort. Ganz ehrlich: die braucht kein Mensch. Und schon gar nicht die zarte Babyhaut. 

Der Meinung war auch unsere Hebamme und so haben wir unseren Sohn von Anfang an ausschließlich mit Olivenöl gepflegt. Und das auch nicht zu oft. Babys müssen nämlich nur ganz selten baden (1 – 2 Mal die Woche reicht völlig) und wenn die Haut nicht durch Wasser aus dem Gleichgewicht gebracht wird, muss bei einer gesunden Haut in der Regel auch keine extra „Pflege“ drauf. 

Ausnahme war der Windelbereich. Der Po, der ja in der Windel doch ab und zu in Kontakt mit Feuchtigkeit kommt, wurde bei uns regelmäßig mit Öl gepflegt. Wenn er rot war (was selten vorkam) auch mal mit einer speziellen Poposalbe (siehe auch hier). Das wars. Wirklich.

6. Fläschchen aus Glas oder Edelstahl

Selbst das gestillteste Baby kann mal ein Fläschchen gebrauchen – spätestens, wenn es nicht mehr gestillt wird aber abends im Bettchen noch etwas trinken mag. Hier kannst du statt zur Plastikflasche einfach zu einer Flasche aus Edelstahl oder Glas greifen. Unsere Edelstahlflasche hat sogar noch einen praktischen Thermoeffekt.

Gerade, wenn man auch warme Getränke gibt, bergen Plastikflaschen das Risiko, dass sich ungesunde Stoffe wie Weichmacher aus dem Material herauslösen, die das Baby dann aufnimmt. Das ist bei Edelstahl und Glas nicht so. 

Wir haben übrigens – neben bzw. nach dem Stillen – bisher genau zwei Flaschen gebraucht: eine für das Bett und eine für Unterwegs. Die werden jeden Tag ausgespült und so reichen sie völlig aus. Die Flasche für unterwegs (von Kleankanteen) kann der Kleine lange verwenden, denn es gibt verschiedene Aufsätze dafür, so dass sie quasi „mitwächst“.

7. Selber kochen statt Fertigbrei

Babynahrung selber kochen statt sie in Gläschen oder anderen Verpackungen im Drogeriemarkt zu kaufen, scheint erstmal etwas anstrengend. Ist es aber gar nicht so sehr – du kannst einfach vorkochen und in kleinen Portionen einfrieren. Das geht übrigens sehr gut in Gläsern, wenn du sie nicht zu voll machst und den Deckel erst draufmachst, wenn der Inhalt gefroren ist.

Kleiner Tipp: Grade am Anfang essen die Kleinen nur winzige Portiönchen – viel weniger, als eine Portion Selbsgekochtes oder ein komplettes Gläschen. Hier lohnt es sich, den Brei in einer Eiswürfelform in kleinen Portionen einzufrieren und nach Bedarf aufzutauen!

8. Multifunktionale Mullwindel

Wie vielseitig Mullwindeln bzw. Spucktücher eigentlich sind, ist mir erst nach und nach klargeworden. Eine Mullwindel ersetzt eine ganze Menge anderer Dinge – die du sonst vielleicht für dein Baby kaufst und dann später nicht mehr brauchen kannst.

Als Lätzchen, Schmusetuch, Sonnenschutz, Sommerdecke, Waschlappen – da kannst du ganz kreativ werden! Nach der reinigungsintensiven Babyzeit kannst du die Tücher auch einfärben und z.B. ein Halstuch daraus machen oder sogar eine schicke Musselin-Hose daraus nähen.

9. Second hand oder leihen statt neu kaufen

Es macht grundsätzlich total viel Sinn, Kleidung, Spielzeug, Möbel, etc. für das Baby second hand zu besorgen oder sich einfach von Freunden zu leihen. Ebay-Kleinanzeigen und Mamikreisel sind zum Beispiel gute Plattforman für Second Hand-Käufe. In den Städten gibt es auch immer wieder Baby- und Kinderflohmärkte. Eine gute Übersicht dazu gibt zum Beispiel die Seite Kinderbasar Online.

So kannst du vermeiden, dass Dinge, die jeder nur für einen relativ kurzen Zeitraum nutzt, an der einen Stelle immer wieder neu produziert und an der anderen Stelle weggeschmissen werden. Außerdem sparst du natürlich eine Menge Geld! 

Ich selber kaufe übrigens auch die vermeintlich „billigen“ Dinge wie die üblichen Ikea-Plastik-Sachen (Töpfchen, Badewanne, Hochstuhl) gerne gebraucht oder leihe sie mir aus. Dabei spielt Geldsparen ja offensichtlich eine deutlich kleinere Rolle als die grundlegende Wertschätzung der Ressourcen und die Vermeidung von Müll. Dazu schau auch gerne mal in den Artikel „Der wahre Preis“…

10. Spielzeug: minimalistisch und natürlich

Babys und kleine Kinder sind außerdem äußerst kreativ, was zum Beispiel Spielen angeht. Sie können mit fast allem Spaß haben. Ihnen ist egal, ob ihr Spielzeug neu und fancy ist oder ob es ein – aus unserer Sicht – schnödes Küchenutensil ist. Das kann ein Kochlöffel sein, ein Schneebesen mit einem Tischtennisball drin oder eine kleine, mit Nudeln gefüllte Plastikflasche (ist dann auch gleich Upcycling).

Insgesamt lohnt es sich bei Spielsachen und überhaupt in der Babyausrüstung auf natürliche und/oder langlebige Materialien zu setzen. Hochwertiges Spielzeug übersteht dann teilweise mehrere Generationen von Kindern. Ein gutes Beispiel sind die Brio-Bahn und die Duplo-Steine. Mit Teilen der Sets, die unser Kleiner nun hat, habe ich vor mehr als dreißig Jahren schon gespielt und meine jüngeren Brüder ebenfalls!

Bei Geschenken kannst du auch ruhig schon früh an später denken – die kleinen wachsen so schnell! Ein Sparkonto für das Kind oder schon Rücklagen für das erste Fahrrad: es müssen ja nicht immer von allen Großeltern Plüschtiere zum Geburtstag sein. 

Holzspielzeug sieht auch einfach am allerschönsten aus!

Ein Baby braucht nicht viel. Ein wenig Kleidung, einen Ort zum Schlafen und Mamas Brust. Alles andere ist optional. Du kannst die Sache also ruhig von unten aufrollen und nach und nach schauen, was ihr als Familie wirklich braucht, anstatt von Anfang an alles haben zu müssen. Zu dem Thema möchte ich dir hier ein sehr schönes Buch empfehlen, nämlich „artgerecht“ von Nicola Schmidt.

Bei „nur“ 10 Tipps habe ich sicher einiges nicht genannt. Wichtig finde ich vor allem: hinterfragen (brauche ich das wirklich?), kreativ sein (wie kann ich ein Wegwerfprodukt durch ein langlebiges ersetzen?) und – ja – nicht immer auf den allerbequemsten Weg setzen. Weil vieles davon geht auf Kosten der Welt, in die unsere Kinder hineingeboren werden…

Was sind deine liebsten Müllspar-Tricks mit Baby? Hast du Fragen zu dem Themen? Schreib mit gerne einen Kommentar oder eine Nachricht, ich freue mich über Rückmeldungen!

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