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Dem Palmöl auf der Spur

Bei der Produktion von Palmöl wird aus ökologischer Sicht ja bekanntermaßen so ziemlich alles falsch gemacht: Ursprünglicher Regenwald wird fußballfelderweise abgeholzt (bis heute ca. 27 Millionen Hektar!), bedrohten und einzigartigen Tierarten wird der Lebensraum genommen, indigene Gesellschaften werden vertrieben, Kleinbauern ausgebeutet und extrem klimaschädlich ist es auch noch. Trotzdem wurden in Deutschland schon 2013 rund 1,4 Millionen Tonnen Palmöl verbraucht – Tendenz steigend.

Palmöl ist von allen pflanzlichen Fetten das Ertragreichste. Für seinen Anbau wird die im Verhältnis kleinste Anbaufläche benötigt. Das macht es eben sehr ökonomisch und könnte ja theoretisch auch ökologisch ein Vorteil sein. Wenn es nicht so wäre, dass die Ölpalmen nur in einem sehr schmalen Breitengrad nahe dem Äquator wachsen. Denn die Ölpalme mag es warm und regenreich. Genauso, wie die für unsere gesamte Erde so wichtigen ursprünglichen Regenwälder! Was können wir also tun, um die ökologische Katastrophe des Ölpalmenanbaus zu mindern?

Da Palmöl so ertragreich ist, reicht es leider nicht aus, es einfach durch andere, zum Beispiel heimische Öle zu ersetzen. Das würde nämlich ein Vielfaches der Anbaufläche beanspruchen. Zum Vergleich: laut dem WWF liegt der durchschnittliche (jährliche) Ertrag von Palmöl bei 3,3 Tonnen pro Hektar, bei Raps-, Sonnenblumen- und Kokosöl nur bei etwa 0,7 Tonnen pro Hektar.

Weil ein direkter Ersatz von Palmöl durch andere Öle eben in den meisten Fällen das Problem nicht löst, sollte es für uns vor allem heißen: weniger verbrauchen. Das kann bedeuten, dass man auf bestimmte Produkte tatsächlich verzichtet bzw. diese deutlich reduziert. Oder aber, dass man palmölhaltige Produkte durch solche ersetzt, die keine oder deutlich weniger Fette enthalten. Insgesamt könnten wir den Verbrauch von Palmöl damit um etwa die Hälfte verringern!

Ich möchte dir hier einen Überblick darüber geben, in welchen Produkten Palmöl steckt und wie du diese Produkte ersetzen (oder weglassen) kannst. Ob in einem Produkt Palmöl enthalten ist, ist nämlich selbst in der Liste mit den Inhaltsstoffen nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen.

Bezeichnungen für Palmöl

Palmöl (oder auch Palmfett) taucht in Produkten unter den verschiedensten Bezeichnungen auf. Einzig auf Lebensmittelverpackungen muss es tatsächlich als Palmöl gekennzeichnet sein.

Einige der häufigsten Namen, unter denen sich Palmöl in verschiedenen Produkten verbergen kann, findest du unten in der Liste (von Utopia). Wie du siehst lassen viele der Bezeichnungen gar nicht vermuten, dass die Substanz etwas mit Palmöl zu tun hat. Denn oft werden auch nur Bestandteile oder weiterverarbeitete Varianten verwendet, die dann ganz anders heißen. Auf jeden Fall steckt natürlich Palmöl drin, wenn irgendwo der Begriff „Palm“ vorkommt – egal an welcher Stelle des Wortes. 

  • Cetearyl Alcohol
  • Cetyl Alcohol
  • Cetyl Palmitate
  • Elaeis Guineensis (der botanische Name der Ölpalme)
  • Ethylpalmitat
  • Ethylhexylpalmitat bzw. Octylpalmitat
  • Fettsäureglycerid
  • Glycerin (bei veganen Produkten entweder aus Kokosöl oder Palmöl hergestellt)
  • Glyceryl (Stearate)
  • Glycerinfettsäureester
  • Hydrierte Fettsäure-glyzeride
  • Lactylmilchsäureester Natriumsalz / Natriumlaurylsulfat
  • Magnesium Stearate
  • Natriumdodecylpoly(oxyethylen)sulfat
  • Natriumlaurylsulfat
  • Palmate (z.B. Sodium Palmate – Natriumsalze von Palmöl-Fettsäuren)
  • Palmfruchtöl
  • Palmitate
  • Palmitinsäure
  • Palmitoyl Oxostearamide
  • Palmitoyl Tetrapeptide-3
  • Palmitylalkohol bzw. 1-Hexadecanol
  • Palmolein
  • Palmstearin
  • Pflanzenfett
  • Palmkern
  • Palmkernöl
  • Pflanzenöl
  • PEG-100 Stearate
  • Polyglyceryl-2-Caprate
  • Stearate
  • Stearic Acid
  • Stearinsäure
  • Sodium Cetearyl Sulfate
  • Sodium Kernelate
  • Sodium Lauryl Sulfoacetate
  • Sodium Palm Kernelate
  • Steareth -20
  • Zink Stearate

Eine noch längere Liste findest du zum Beispiel auf der Seite des NDR oder bei „Orang Utans in Not„. Ich finde, der Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe eines Produktes lohnt sich immer!

Produkte mit Palmöl und wie du sie vermeiden kannst

Einige Produkte sind mittlerweile bekannt für ihren hohen Anteil an Palmöl. Nutella zum Beispiel. Aber darüber hinaus war ich doch sehr überrascht, wo es sich überall versteckt:

Biokraftstoffe

Mit über 40 % machen Biokraftstoffe den größten Anteil der Palmölnutzung in Europa! Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) schreibt derzeit noch vor, dass Dieselkraftstoffen Pflanzenöl (Biodiesel) zugemischt wird – bis zu 7%. Hierfür wird, weil es billig ist, neben Rapsöl in steigendem Anteil auch Palmöl verwendet. Das führt dazu, dass auf deutschen Straßen jährlich mehrere Millionen Tonnen Palmöl verbraten werden.

Eigentlich sollte die Zumischung von Biokraftstoffen die Klimabilanz der Kraftstoffe verbessern. Diese Rechnung ging jedoch durch die Verwendung von Palmöl leider nicht auf. Nun soll der Einsatz von Palmöl in Biodiesel zwischen 2023 und 2030 schrittweise auf Null gesenkt werden. Bis dahin werden aber laut der Deutschen Umwelthilfe eher steigende Anteile beobachtet.

Sicher umgehen kann man das Palmöl im Diesel derzeit leider nur, indem man auf das Fahren von Dieselfahrzeugen möglichst verzichtet bzw. dieses soweit möglich reduziert. Also lieber öfter mal das Fahrrad nehmen!

Bild: 3194556, pixaby

Futtermittel 

Weil Palmöl besonders eiweißreich ist, wird es außerdem häufig in Tierfutter gemischt. Damit steckt es indirekt auch in den Fleisch- und Milchprodukten, die daraus hervorgehen. Ca. 8 % des deutschen Gesamtverbrauches gehen laut WWF ins Tierfutter! Und da das kaum jemand weiß fragt auch kaum jemand kritisch nach. So findet man hier laut WWF keinerlei Hersteller, die zumindest zertifiziertes Palmöl (dazu findest du weiter unten ein paar Infos) verwenden.

Massentierhaltung, in der es vor allem um Effizienz geht, liegt im Verbrauch von Palmöl natürlich ganz vorne. Der Anteil von Palmöl am Tierfutter hängt dabei von der jeweiligen Nutztierart ab. So werden zum Beispiel Hochleistungskühe bevorzugt mit palmölhaltigen Futter versorgt. 

Wie mein persönliches Fazit dazu aussieht, kannst du dir sicher denken: einfach keine oder deutlich weniger Tierprodukte essen. Ein paar Tipps für pflanzliche (vegane) Alternativen im Alltag findest du im Artikel „Fünf mal einfach vegan„. Falls du dennoch nicht auf Fleisch und Milchprodukte verzichten möchstest, kannst du auf Bioqualität zurückgreifen und versuchen, sie von einem Betrieb zu beziehen, über den du die Fütterung der Tiere nachvollziehen kannst.

Verarbeitete Lebensmittel und Süßigkeiten

Im Lebensmittelbereich steckt Palmöl vor allem in Fertigprodukten: Tütensuppen, Fertigpizza, Chips, etc. – und eben Nutella. Ein Blick auf die Zutatenliste kann dir hier helfen, rauszufinden, ob im vermeintlichen Produkt deiner Wahl Palmöl drin ist. Denn bei Lebensmitteln muss es, im Gegensatz zu anderen Produkten, direkt draufstehen.

Tja, was soll man sagen. Als Alternative zu Fertigprodukten ällt mir vor allem eines ein: frisch essen, selber kochen, weniger Fettiges essen. Das ist ja insgesamt auch besser für dich 😉

Und für die meisten unverzichtbaren Dinge, wie Schokocreme zum Beispiel, findest du spätestens im Bioladen viele palmölfreie Alternativen. Die sind häufig auch noch vegan und schmecken deutlich besser, als das übersüßte „Original“. Schokocremes lassen sich übrigens auch prima selber machen. Hier findest du ein tolles Rezept für eine Schokocreme auf der Basis von Haselnüssen und Datteln.

Palmöl findet sich leider auch in vielen Süßigkeiten. Vor allem Kekse und Chips enthalten gern Palmöl. Auch hier lohnt es sich eben auch, auf die Liste der Zutaten zu gucken. Dannn kannst du nämlich lieber auf reine Schokolade mit Kakaobutter oder auf Chips mit Olivenöl zurückgreifen.

Seifen und Kosmetikprodukte

Seifen werden aus Fetten hergestellt. Das können tierische Fette sein oder pflanzliche. Und weil Palmöl das am billigsten produzierte pflanzliche Fett ist, ist es oft Bestandteil von Seifen und Duschgels. Selbst, wenn auf der Packung steht „mit Olivenöl“ kann es noch immer gut sein, dass der Hauptbestandteil Palmöl ist!

Auf Nummer Sicher gehst du, wenn du auf reine Seifen aus anderen Ölen zurückgreifst. Eine Seife braucht nämlich genau einen Inhaltsstoff – ein Fett. Ich verwende zum duschen mittlerweile am liebsten Aleppo-Seife (Bioladen). Die besteht ausschließlich aus Olivenöl, teilweise ist auch noch Lorbeeröl mit drin. Mehr dazu findest du im Artikel „Solide unter der Dusche„.

Beim Shampoo ist es nicht so einfach, Palmöl zu umgehen. Du kannst aber darauf achten, dass es von einem Hersteller stammt, der Bio-Palmöl verwendet. Eine Liste mit Herstellern findest du zum Beispiel bei Utopia. Ich bin beim Haarewaschen mittlerweile auf Roggenmehl umgestiegen und bin super begeistert, wie gut das funktioniert! Damit weiß ich nun zu 100 %, was ich mir in die Haare schmiere.

Auch viele andere Kosmetikprodukte wie Cremes und Lippenstifte können auf der Basis von Palmöl hergestellt sein. Das gilt leider teilweise auch für zertifizierte Naturkosmetik. Einige Hersteller, die auf Palmöl verzichten, findest du in auf der Seite von Umweltblick.

Grundsätzlich lohnt sich gerade im Badezimmer ja auch immer die Frage: was von all dem bunten Kram hier brauche ich eigentlich wirklich?! Und das nicht nur im Hinblick auf Palmöl sondern auch auf den ganzen Verpackungsmüll.

Wasch- und Putzmittel 

Auch Waschmittel sind fast immer auf der Basis von Palmöl hergestellt. Man findet tatsächlich kaum palmölfreie Produkte. Wie auch bei Seife ist pflanzliches Fett hier eine wichtige Grundlage für die Herstellung. Und Palmöl nun mal das billigste und effizienteste Pflanzenfett.

Das einzige Waschmittel ohne Palmöl, das ich gefunden habe und das gut erhältlich ist (z.B. bei DM), ist das Ecoegg. Wir haben es damals für unsere Stoffwindeln angeschafft, da es dafür empfohlen wurde. Das Ei funktioniert auf mineralischer Basis und kommt damit ohne die Tenside der meisten Waschmittel aus.

Natürlich kann man aber auch seine normale Wäsche damit waschen, was wir mittlerweile häufig machen. Das Ecoegg funktioniert sehr gut für „normal“ verschmutze Wäsche. Flecken solltest du hingegen vorbehandeln. Ich finde das Ei super, weil es eine Menge Waschmittel inklusive Verpackung und damit auch Geld spart.

Eine weitere Option ist es, Waschmittel einfach selber zu machen. Ein schönes und simples Rezept habe ich hier gefunden. Außerdem gibt es auch einige natürliche „Waschmittel“ wie Efeublätter oder Kastanien (schau dazu auch mal in den Artikel „DIY: Waschmittel aus Kastanien“ rein). Diese Pflanzen enthalten von Natur aus Sopanin, das ähnliche Eigenschaften wie Seife hat.

Falls du auf herkömmliches Waschmittel nicht verzichten magst, kannst du auch hier auf Hersteller setzen, die zertifiziertes Palmöl aus einer möglichst nachhaltigen biologischen Bewirtschaftung verwenden (z.B. Almawin). Und tatsächlich ein wenig auf deinen Verbrauch achten und bewusst mit dem Waschmittel umgehen. Meiner Erfahrung nach sind die Dosierangaben auf den Packungen oft viel zu hoch.

Ein palmölfreies, natürliches Putzmittel für (fast) alle Lebenslagen habe ich dir im Artikel „DIY: Ein zauberhaftes Putzmittel“ vorgestellt. Überhaupt kannst du für alle Reinigungszwecke im Haushalt auf ein paar wenige, sehr nützliche Mittelchen setzen: Seife, Natron, Zitronensäure (Pulver). Wie du aus diesen Zutaten die verschiedensten Wasch- und Reinigungsmittel herstellen kannst, ist zum Beispiel im Buch „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“ von Smarticular ganz toll beschrieben. Hier findest du viele nützliche DIY-Anleitungen – alle ohne Palmöl.

Biopalmöl und Fair For Life

Es gibt natürlich auch Palmöl, das biologisch angebaut und fair gehandelt wird. Bioanbau bedeutet hier vor allem, dass für den Anbau keine synthetischen Dünger und Pestizide zum Einsatz kommen. Auch dürfen keine neuen Regenwaldflächen gerodet werden und es wird soziale Verantwortung für die Bauern und Mitarbeiter übernommen.

Da der Bioanbau von Ölpalmen aber immer noch einen kleinen Anteil einnimmt, ist er oft ein „Zweiggeschäft“ weniger großer Konzerne in Südamerika. Diese produzieren noch immer überwiegend konventionelles Palmöl. Der Marktanteil von Biopalmöl liegt heute noch bei unter 1 %.

Die Vorgehensweisen zur Landerschließung sind trotz „Bio“ oft undurchsichtig. Regenwald wird zwar offiziell nicht explizit für den Bioanbau gerodet. Es kann aber wenige Jahre vorher z.B. als Weideland oder konventionelles Anbauland gerodet worden sein und nun für den Bio-Palmölanbau genutzt werden. Auch illegale Rodungen können häufig nicht nachgewiesen und damit nicht ausgeschlossen werden.

Wenige Unternehmen wie z.B. Dr. Bronner’s oder Rapunzelsetzen neben dem Bio-Standard auch auf das so genannte Fair For Life. Unter diesem Siegel werden die Arbeitsbedingungen und Rechte der Bauern geschützt und faire Löhne garantiert. Dr. Bronner’s hat zusammen mit seiner Schwesterfirma Serendipalm ein Projekt für den kommerziellen und gleichzeitig fairen und ökologisch nachhaltigen Anbau von Palmöl in Ghana ins Leben gerufen. Aus diesem Projekt beziehen auch Rapunzel und GEPA Palmöl.

Zertifiziertes Palmöl

Nicht mit dem Biostandard zu verwechseln ist so genanntes zertifiziertes Palmöl. Das größte Zertifizierungssystem für Palmöl ist der so genannte RSPO (Roundtable On Sustainable Palmoil). Der wurde von den größten Palmölerzeugern zusammen mit dem WWF gegründet. Vorsitzender ist ein Manger des Unilever-Konzerns (z.B. Dove, Knorr, Rama). Schon beim Ziel des RSPO scheiden sich die Geister: offiziell soll er Palmöl nachhaltiger machen. Laut der Umweltschutzorganisation „Rettet den Regenwald e.V.“ macht er Palmöl eher „hoffähiger“ und den steigert den Absatz.

Bei den Vereinbarungen des RSPO handelt es sich um rein freiwillige Versprechen der beteiligen Akteure. Diese beinhalten unter anderem keine geschützten (!) Primärwälder zu roden, gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu schützen, gesetzliche Regelungen einzuhalten (bidde?…), keine Kinderarbeit einzusetzen. So wirklich geprüft wird das alles aber scheinbar nicht.

Es gibt noch einige weitere Zertifizierungen, die zum Teil nicht nur für Palmöl gelten. Zum Beispiel die International Sustainability and Carbon Certification (ISCC), den Roundtable on Sustainable Biomaterials (RSB) oder die Rainforest Alliance Certification. Mehr dazu findest du zum Beispiel beim Forum Nachhaltiges Palmöl. Unterm Strich stehen leider alle dieser Zertifizierungen in der Kritik, zu laxe Richtlinien zu haben und den Konzernen zu nahe zu stehen.

Zum Weiterlesen

Für diesen Artikel habe ich ein wenig recherchiert. Einige wichtige Informationsquellen liste ich dir hier noch mal auf, viele andere verstecken sich hinter den Links im Text.

Außerdem empfehle ich dir zu dem Thema das gut recherchierte Buch „Die Grüne Lüge: Weltrettung als profitables Geschäftsmodell“ von Kathrin Hartmann (Blessing).

Titelfoto: tristantan, pixaby

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