Nachhaltig leben,  Umwelt schützen

Warum Plastik sparen?

Plastikmüll stellt mittlerweile eines der größten Umweltprobleme für unseren Planeten und besonders für die Ozeane dar. Die Problematik ist derzeit ein großes Thema in den Medien und zunehmend auch in der Politik.

In den Ozeanen treiben riesige so genannte Müllstrudel. Sie liegen immer in der Nähe des Äquators, denn hier treffen die Meeresströmungen aufeinander und bringen den Müll, der von überall auf der Welt in die Meere gelangt, zusammen. Du hast vielleicht von dem Ergebnis der Studie der Ellen MacArthur Foundation (2016) gehört, die besagt, dass bereits im Jahr 2050 mehr Plastik als Fisch in den Ozeanen vorkommen kann, sollte die Vermüllung der Meere so weitergehen, wie bisher. Das ist ein sehr erschreckendes aber wie ich finde auch sehr abstraktes Ergebnis. Bringt es uns dazu, in die eigene Verantwortung zu gehen? Die Studie besagt auch, dass der Großteil des Mülls in den Meeren aus Südostasien kommt und unsere „westlichen“ Kontinente – Europa und Nordamerika – nur zu etwa 2 % Anteil daran haben. Also alles gar nicht unser Ding?

Mitten ins Herz treffen uns auch immer wieder die vielen Berichte und Bilder von Meerestieren, die an Plastikmüll verenden. Sie verfangen sich in Seilen und Netzen oder Verpackungsbestandteilen aus Kunststoff und ertrinken bzw. ersticken. Oder sie verwechseln das Plastik mit Futter und verhungern mit vollem Magen, weil sie sich satt fühlen aber eigentlich nichts gegessen haben. Auch das Mikroplastik und die Schadstoffe, die sich daran anlagern und über die Nahrung in die Organismen gelangen – die dann wiederum bei uns auf dem Teller landen – machen uns Sorgen. 

Aber was haben wir hier in Deutschland damit zu tun?

Offenbar sind es doch vor allem die ärmeren Länder, in denen das Thema Recycling keine Rolle spielt und das Bewusstsein der Bevölkerung für Müllvermeidung quasi nicht vorhanden ist. Deutschland ist zwar laut der Zeit „Europameister“ im Verbrauch von Verpackungsmüll aber wir haben doch den „Gelben Sack“ und alles wird reinen Gewissens recycelt und wiederverwendet, oder?

So einfach ist es leider nicht. Auch und gerade für uns in Deutschland und Europa gibt es unzählige Gründe, sich Gedanken über die Folgen der eigenen Müllproduktion zu machen. Ich habe dir hier mal die wichtigsten Gründe zusammengestellt, warum auch wir hier in Recycling-Deutschland uns große Mühe geben sollten, weniger Plastik zu verwenden:

1. Mikroplastik

Als Mikroplastik werden Partikel von unter 5 mm Größe bezeichnet. Diese machen in den Meeren bereits die Hälfte des vorhandenen Plastiks aus. Auch in unseren Flüssen und Seen findet sich immer mehr Mikroplastik. 

Mikroplastik entsteht zum einen durch den Zerfall von größeren Plastikteilen in immer kleinere, z.B. durch die Einwirkung von UV-Strahlung. Es ist allerdings auch schon so in vielen Kosmetik- und Pflegeprodukten enthalten. Wusstest du zum Beispiel, dass die Peelingkörner in Duschpeelings häufig aus Mikroplastik sind? Aber auch viele Sonnencremes und Nagellacke enthalten Mikroplastik, wie eine aktuelle Liste des BUND zeigt. 

Außerdem gelangt Mikroplastik durch den Abrieb von kunststoffhaltiger Kleidung (Polyester, Polyamid, u.a.) in der Wäsche in unser Abwasser. Als große Quelle von Mikroplastik im Abwassersystem wurden außerdem Autoreifen identifiziert! Was ja auch irgendwie keine Überraschung ist….

Das Mikroplastik im Abwasser kann von den Kläranlagen nur begrenzt herausgefiltert werden. Mit dem aufbereiteten Wasser – das in der Regel in freie Oberflächengewässer eingeleitet wird – gelangt es dann wieder in die Umwelt. So findet man Mikroplastik bereits in Tierprodukten wie Milch oder Honig.

Die gesundheitlichen Auswirkungen des Mikroplastiks und der verschiedenen darin enthaltenen Substanzen in der Umwelt sind größtenteils noch nicht vollständig geklärt. Aber es ist zum Beispiel bekannt, dass einige von ihnen bevorzugt Umweltgifte binden und diese sich so in den Organismen ansammeln können – was am Ende auch uns Menschen betrifft.

2. Der „Gelbe Sack“ ist kein Freibrief

Deutschland hat seit knapp 30 Jahren den „gelben Sack“, in dem der Verbraucher recycelbare Verpackungen (Kunststoff, Metall) entsorgen kann. Seitdem ist der anfallende Plastikmüll in Deutschland um ein Vielfaches gestiegen.

Was viele nicht wissen ist, dass der Kunststoffabfall aus dem gelben Sack bei weitem nicht vollständig recycelt wird. Im Jahr 2015 war es z.B. nur knapp knapp die Hälfte. Denn erstens eignet sich nicht jeder Kunststoff überhaupt dazu, recycelt zu werden. Und zusätzlich lässt die Qualität des Kunststoffes mit jedem Recycling-Vorgang nach.

Bis vor kurzem wurde ein großer Teil des bei uns anfallenden Plastikmülls zur Rohstoffverwertung nach China verkauft. Aber seit Januar diesen Jahres verbietet China den Import für viele Kunststofftypen. Um diese müssen wir uns jetzt selber kümmern. Dabei sind die Kapazitäten für das Kunststoffrecycling in Deutschland nicht unendlich. n den bestehenden Anlagen kann gar nicht die gesamte Menge an Plastikmüll recycelt werden, die bei uns anfällt. Der Rest wird vor allem verbrannt. Und das setzt – neben dem hinsichtlich des Klimas auch nicht so tollen CO2 – giftige Dämpfe verschiedener Art frei. Außerdem entstehen hoch giftige Verbrennungsrückstände, die nicht anders entsorgt werden, als radioaktiver Endmüll.

Das mit dem Recycling funktioniert also auch bei uns nur begrenzt. Auch wenn der Ansatz ja nicht schlecht ist und da sicherlich Luft nach oben ist! Der „Gelbe Sack“ ist übrigens auch ein ziemlich guter Maßstab, um den eigenen Verbrauch an Plastikmüll mal unter die Lupe zu nehmen. Wie viele Säcke füllst du im Monat? Und was lässt sich da mit ein paar Kniffen einsparen? 😉 

3. Gesundheitsschädliche Kunststoffe in Verpackungen und Pflegeprodukten

Plastik bzw. Verpackungen aus Plastik werden nicht nur wegen der großen Müllmengen immer kritischer betrachtet. Viele Verpackungsmaterialien aus Kunststoff enthalten so genannte Weichmacher. Lebensmittel, die in Kunststoff verpackt sind, können diese aufnehmen. Das Gesundheitsrisiko, das daraus für erwachsene Menschen ausgeht, wird als gering eingeschätzt.  Aber besonders Kleinkinder können – auch über Hausstaub und das in-den-Mund-nehmen von Gegenständen – laut UBA Mengen aufnehmen, für die „eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht mehr ausgeschlossen werden kann“. Ui!

Ähnlich verhält es sich mit dem BPA (Bisphenol A), das die Basis vieler polymerer Kunststoffe bildet. Es findet sich häufig z.B. in Trinkflaschen, Kindergeschirr, Schnullern und Brotdosen – oder in der Innenbeschichtung von Getränkedosen. Wie die Weichmacher kann auch BPA in den menschlichen Körper übergehen und dort verschiedene unangenehme Effekte haben wie die Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit oder Entwicklungshemmung bei Kleinkindern. Viele der genannten Produkte werden mittlerweile BPA-frei hergestellt, das ist aber in Deutschland gesetzlich bisher nicht verpflichtend.

Auch die Kunststoffe, die als Mikroplastik (s.o.) in Pflegeprodukten vorkommen, können solche schädlichen Stoffe enthalten. Sie sind also nicht nur umweltschädlich, indem sie für den Eintrag von Mikroplastik in den Wasserkreislauf sorgen, sondern können möglicherweise auch auf uns Menschen direkt schädlich wirken. Die tatsächlichen Auswirkungen sind zwar noch weitgehend unerforscht. Aber der Gedanke, sich so gruselige Substanzen in und an den Körper zu tun und es oft nichtmal zu wissen, ist schon etwas erschreckend.

Ich habe hier sicher nur einen Teil der möglichen Stoffe und deren Auswirkungen aufgezählt, die durch den Gebrauch von Plastik als Verpackung oder in Gebrauchsgegenständen und Kosmetik in unseren Körper übergehen können. Mehr dazu gibt es zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale.

4. Plastikmüll ist ein globales Problem

Was die Verbreitung von Plastikmüll und seinen Eintrag in die Umwelt und vor allem die Meere angeht, steht Deutschland im globalen Vergleich sicher nicht an erster Stelle. Da sind solche Länder, in denen es viel mehr um Themen des alltäglichen Überlebens geht, deutlich aktiver.

Dennoch handelt es sich hier um ein Problem, das uns alle angeht. Denn von der Gesundheit der Umwelt und besonders der Weltmeere sind wir alle enorm abhängig. Und zwar nicht nur vor der eigenen Haustür.

Ich finde, dass vor allem ein Land wie unseres hier eine Vorreiterrolle einnehmen sollte. Gesellschaften ändern sich am ehesten von innen heraus. Und ja, Veränderung fängt meistens klein an. Wie wäre es denn, wenn zum Beispiel die Menschen in Deutschland viel weniger Plastikprodukte aus Billiglohnländern kaufen würden, so dass diese überhaupt viel weniger produzieren würden? Wenn wir hier Strategien und Wege entwickeln würden, die einen Verzicht auf Plastik – oder zumindest eine deutliche Reduzierung – attraktiv und umsetzbar machen würden? Und dazu beitragen würden, dass das globale Bewusstsein für dieses Problem auch auf der wirtschaftlichen Ebene einen noch größeren Stellenwert bekommt. Ein Land wie Deutschland bzw. eine Gemeinschaft wie Europa kann Maßstäbe setzen und Vorbild sein!


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