Müll sparen,  Unterwegs,  zu Hause

Periodenrevolution

In diesem Artikel geht es um eine kleine Revolution. Eine Revolution, die gar nicht nur uns Frauen betrifft. Es handelt sich um einen kleinen Gegenstand, der seit einer Weile zu Recht auf dem Vormarsch ist – die Menstruationstasse. Ich möchte dir die Menstruationstasse hier vorstellen und von meinen Erfahrungen mit ihr berichten.

Die Menstruationstasse

Die Menstruationstasse gibt es eigentlich schon seit den 1930er Jahren. Damals wurde sie aber von den Frauen gar nicht so gern genutzt. Das lag vor allem an der Tabuisierung der Menstruation an sich – da Tampons viel „dezenter“ in der Handhabung sind, wurden sie lange bevorzugt. Aber nun, da der Fokus auch im Bereich Monatshygiene immer mehr auf Nachhaltigkeit und Gesundheit rückt, ist sie absolut auf dem Vormarsch 🙂

Wie die Menstruationstasse aussieht, kannst du auf dem Titelbild des Beitrags sehen (auf das ich aus künstlerischer Sicht übrigens sehr stolz bin). Sie ist ein kleiner Becher aus medizinischem Silikon mit einem Stiel am unteren Ende. Es gibt die Tassen von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Farben und Größen. Welche Größe du brauchst hängt unter anderem davon ab, wie stark deine Menstruation ist, wie du gebaut bis und ob du schon einmal ein Kind bekommen hast.

Im Bild weiter unten kannst du erkennen, wie die Menstruationstasse angewendet wird. Das funktioniert grundlegend so:

1. Vor dem ersten Gebrauch im Zyklus für ca. 10 Min. in reichlich Wasser abkochen

2. Hände gut waschen

3. Die Mentruationstasse falten (hierfür gibt es verschiedene Techniken, die hier ganz gut erklärt sind) und mit der Öffnung voran einsetzen. Sie sitzt gut, wenn sich ihr Rand vollständig an die Innenwand der Scheide anlegt und sie durch leichtes Ziehen nicht wieder herauskommt.

4. Zum Ausleeren holst du die Tasse mit Hilfe des Stiel und des unteren Becherrandes (den kannst du ruhig etwas zusammendrücken) wieder heraus. Dann kannst du sie auskippen und am besten unter fließendem Wasser auswaschen. Danach ist sie wieder bereit für den Einsatz.

Bild: lunette.com

Vorteile der Menstruationstasse

Die Menstruationstasse hat gegenüber der Verwendung von Tampons oder Binden richtig viele Vorteile, die ich dir hier mal aufzählen möchte:

Sie ist viel gesünder für dich, als Tampons. Tampons und auch Binden bestehen aus Baumwolle. Die wird meistens konventionell – also unter Verwendung von Düngemitteln und Pestiziden – angebaut. Die stecken auch im Endprodukt! Außerdem trockenen Tampons die Scheidenflora aus und stören so das Gleichgewicht im Körper. Viele Frauen berichten über geringere Menstruationsbeschwerden mit der Tasse.

Du sparst sehr viel Müll. Angenommen, du hast in jedem Zyklus 5 Menstruationstage. Und du benutzt an jedem Tag deiner Menstruation 5 Tampons. Über die 40 Jahre, die eine Frau etwa ihre Periode bekommt, sind das dann 12.000 Tampons! Und jedes davon ist in eine eigene kleine Plastikhülle eingepackt. Eine Menstruationstasse kannst du bis zu 10 Jahre lang nutzen. Du brauchst also in dieser Zeit nur etwa vier davon.

Du schonst Ressourcen. Für die Herstellung von Tampons, angefangen beim Anbau der Baumwolle und Herstellung weiterer Bestandteile (z.B. Zellulose) werden große Mengen an Wasser und Energie verbraucht. Allein für die Baumwollherstellung fallen 11.000 Liter Wasser pro Kilo Baumwolle an! Das ist keine gute Bilanz für ein Wegwerfprodukt.

Du kannst sie bis zu 8 Stunden tragen, bevor du sie ausleeren musst. Ich finde das vor allem auf längeren Wanderungen oder anderen Outdoor-Aktivitäten, bei denen man lange draußen ist, sehr hilfreich. 

Du sparst auf die Dauer eine Menge Geld. Eine Menstruationstasse kostet je nach Modell 15 – 20,- Euro. Damit rechnet sie sich bei einem Preis von rd. 7 Cent pro Tampon schon nach einem knappen Jahr. Danach menstruierst du kostenlos 😉

Du lernst deinen Körper neu kennen und fühlst dich mehr mit dir selbst verbunden. Die Menstruation ist – trotz ihrer leider immer noch vorhandenen Tabuisierung – ein unglaublich wichtiger Bestandteil im Leben der meisten Frauen (und Transgender). Auch wenn wir sie häufig als lästig empfinden – sie ist die Grundlage für die Entstehung neuen Lebens und etwas, worauf wir stolz sein sollten. Sie nicht mehr mit Tampons im Körper aufzufangen und verschämt zu entsorgen, kann dich mit den wunderbaren Fähigkeiten deines Körpers verbinden und deinen Blick auf ihn verändern. Du kannst auf eine intensivere Art mit und nach deinem Zyklus leben und ihn als Teil von dir empfinden. 

Nachteile der Menstruationstasse

Ein paar Nachteile muss ich natürlich auch nennen. Und sie dann auch gleich widerlegen 😉 Drei fallen mir ein:

Du musst Blut sehen können. In anderen Mengen, als du es wahrscheinlich gewohnt bist. Aber daran gewöhnt man sich tatsächlich ganz schnell und ich sehe es mittlerweile mit Humor, dass die Toilette aussieht, als wäre ein Kaninchen darin geschlachtet worden 😉

Das richtige Einsetzen erfordert etwas Übung. Wie gesagt, hier gibt es verschiedene Techniken, die du dir hier ansehen kannst. Falls du nach einer Weile feststellst, dass es immer noch nicht richtig klappt, hast du vielleicht für deinen Körper nicht das richtige Modell erwischt – dann lohnt es sich auf jeden Fall, ein anderes zu probieren!

In öffentlichen Toiletten ist das Auswaschen manchmal nicht so einfach möglich. Hier sind die Waschbecken ja meistens außerhalb der Kabinen. Hier kannst du die Menstruationstasse aber auch mal mit Klopapier auswischen und beim nächsten Mal wieder richtig waschen. Oder du nimmst dir eine kleine Flasche Wasser mit in die Kabine. Es finden sich Wege 🙂

Die Menstruationstasse & ich

Zugegeben, von dem Moment, in dem ich von der Menstruationstasse gehört habe, bis zu dem Moment, in dem ich entschieden habe, sie mir zuzulegen, ging etwas Zeit ins Land. Nicht nur wegen Schwangerschaft und Stillzeit. Auch war sie etwas fremdes und sollte ein lange in meinem Leben etabliertes „Running System“ ersetzten. Außerdem kannte ich niemanden, der schon Erfahrungen damit gesammelt hatte. Also erstmal lieber nicht.

Aber mit dem Wunsch nach einem nachhaltigeren Leben, dem Sparen von Müll und einem größeren Fokus auf mich und meine Gesundheit tauchte die Menstruationstasse schnell wieder in meinem Kopf auf. Ich habe sie ausprobiert und war vom ersten Moment an total happy damit. Nicht, weil es direkt so gut geklappt hätte – das war leider nicht der Fall. Aber das Gefühl, das man bekommt, wenn man für sich „das Richtige“ tut, das war da.

Die erste Tasse, die ich ausprobiert habe, lief leider oft aus. Übung macht den Meister, dachte ich, und probierte und probierte. Als es nicht besser wurde, habe ich eine andere ausprobiert – empfohlen von einer Freundin (denn mittlerweile benutzen tatsächlich einige Frauen in meinem Umfeld die Menstruationstasse!). Und die Neue funktioniert nun einwandfrei!

Zur Sicherheit und wenn die Menstruation dem Ende zugeht, benutze ich wiederverwendbare Slipeinlagen aus Stoff (du siehst sie auch oben auf dem Titelbild). Die sind natürlich nicht ganz so dünn und bequem, wie die Einmal-Einlagen. Das stört aber eigentlich nur beim Sport (v. A. Radfahren, Klettern oder Yoga). Aber die Vorteile, die vor allem in Bezug auf die Gesundheit und die Umwelt hier die gleichen sind, wie bei der Menstruationstasse, sind so groß, dass ich das gerne in Kauf nehme 🙂

Die Menstruationstasse und du

Ich hoffe, dass ich dich mit diesem Beitrag inspirieren konnte, die Tasse für dich einmal auszuprobieren. Die lange Liste an Vorteilen, die gute Anwendbarkeit und das gute Gefühl, durch ihre Verwendung in alle Richtungen Gutes zu tun – das lohnt sich!

Falls du Fragen oder Anmerkungen hast, dann schreib mir gerne eine Nachricht oder hinterlasse einen Kommentar.

4 Comments

  • Kathi

    Toller Beitrag!

    Als weiterer Tipp: Meine Tasse sitzt übrigens auch erst komplett angenehm, seit ich den Stiel extrem gekürzt habe.

    • Anna

      Ah ja, das ist ein guter Tipp, danke 🙂 Dass man den Stiel auch einfach kürzen oder abschneiden kann, hätte ich noch mal erwähnen können. Und dazu dann auch, dass die Tasse nicht im Körper „verschwinden“ kann 😉

      Ich hatte auch erst den Eindruck, dass ich den Stiel kürzen musste aber dann hat es sich doch noch zurechtgeruckelt.

  • Melanie

    Danke für den Beitrag.
    Bei mir hat es auch etwas gedauert bis ich mir eine Menstruationstasse zugelegt habe. Zum Glück hatte mir eine Freundin gleich geraten den Stiel zu kürzen, sonst hätte ich die Tasse gar nicht weiterbenutzt. Nach ein paar Zyklen bin ich jetzt aber voll davon überzeugt. Als Backup verwende ich Periodenunterwäsche (mittlerweile gibt es auch ein paar Anbieter in Deutschland, z.B. femtis). In dieser Kombination habe ich super Erfahrungen gemacht und fühle mich sicher mit der Menstruationstasse. Die Stoff-Slipeinlagen werde ich auch mal ausprobieren.

    • Anna

      Danke liebe Melanie!
      Es freut mich sehr, dass du dich an die Menstruationstasse „herangetraut“ hast. Super, dass deine Freundin da so hilfreich war 🙂 Der Austausch zwischen uns Frauen über solche Dinge ist soooo wichtig!
      Die Menstruationsunterwäsche finde ich sehr interessant, habe bisher nur Gutes gehört aber sie selber noch nicht ausprobiert. Danke für den Tipp!

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